Medien streamen können viele, sie aber einzubetten in ein Geflecht aus nützlichen Informationen nur wenige. In die Tiefe gehen zu können und nicht nur an der Oberfläche zu kratzen – dafür stehen die Naxos Online Libraries (NOLs), jene fünf Streamingdienste für klassische Musik, Jazz, Weltmusik und Hörbuch.

Zum diesjährigen Tag der Bibliotheken am 24. Oktober 2021 lohnt sich ein Blick in die  Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft  der digitalen Bildungsressourcen als digitale Medien für Bibliotheken / Institutionen.

Enzyklopädischer Ansatz

Anders ausgedrückt könnte man auch davon sprechen, dass hier Kontexte zu Medien geliefert werden im Rahmen eines enzyklopädischen Gesamtkonzepts. Dessen Kernstück ist eine einheitliche, professionell strukturierte Datenbank, in die alle Daten zu Alben und Videos akribisch und mit großer Sorgfalt eingepflegt und verknüpft werden. Anstelle von automatisierten Algorithmen werden die Erfassungsprozesse größtenteils von (haptischen!) Personen manuell durchgeführt. Nur so kann eine hervorragende Metadatenkonsistenz gewährleistet werden, die sich besonders positiv auf Recherche- und Anwendungsmöglichkeiten auswirkt.

Im Laufe des Jahres 2020 wurden die Naxos Music Library Jazz und Naxos Music Library World mit einem neuen Layout ausgestattet, wie bereits in 2019 die Naxos Music Library (Klassik). Diese drei Module haben im Zuge dessen neue Funktionen erhalten, aber ihre bewährten und klugen Prinzipien beibehalten. Die Verknüpfung zwischen Musikdatenbank und verfügbaren Einspielungen, die per Streamingverfahren sofort angehört werden können, ist und bleibt eines der wichtigsten Merkmale. Querverweise zu anderen Aufnahmen funktionieren bestens, weil der Nutzer direkten Zugriff auf den gesamten Bestand eines Moduls hat. Es kommt also nicht vor, dass ein Album verliehen ist – niemand muss ein Medium vormerken und ggf. tage- oder wochenlang warten, bis es verfügbar wird.

Im Prinzip sind die NOLs jederzeit zugängliche sonore Nachschlagewerke, klingende Musikenzyklopädien des Digitalzeitalters, vollumfänglich von A-Z. Der Mehrwert besteht vor allem darin als Recherche-Werkzeug überragende Dienste zu leisten, die weltweit ihresgleichen suchen. Mit der Stichwortsuche, der Erweiterten Suche (Recherche mittels Kombination von Parametern) und der A-Z-Register (Musiker, Komponisten, Musiklabels, Werkverzeichnisse) sind drei Rechercheoptionen vorhanden, die mehr ermöglichen als die Recherche „Auf gut Glück!“.

Repertoirevielfalt

Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, dass zwar „Naxos“ im Namen steht, aber sich nicht „nur“ Naxos-Inhalte in den einzelnen Portalen befinden. Mit den Aufnahmen dieser im Jahr 1987 in Hong Kong gegründeten Plattenfirma hat alles begonnen. Über die Jahre haben sich die NOLs zu labelübergreifenden Portalen entwickelt. Inhalte von knapp 1.000 großen und kleinen Plattenfirmen sind in den NOLs zu finden, so dass aktuell 3 Millionen Tracks von 200.000 Aufnahmen in CD-Länge den Bestand ausmachen.

So findet sich besonders in der Naxos Music Library alles was Rang und Namen hat in den verschiedenen Gattungen der klassischen Musik wie beispielsweise aus Oper, Orchestermusik, Kammermusik und der Musik für Soloinstrumente (Klavier, Violine, Cello, Trompete, Flöte, Klarinette etc.). Verschiedene Einspielungen populärer Werke wie der neunten Sinfonie von Beethoven laden ein zum vergleichenden Hören und zum Aufspüren der spannenden Unterschiede in Tempo, Dynamik, Lautstärke – kurz gesagt der Interpretation je nach Dirigent, Orchester und Solisten.

Aber es lohnt sich auch in die Nischen einzusteigen, in die Klangwelten allgemein wenig bekannter Komponisten und Interpreten, von denen man noch nie etwas gehört hat. Man möge es mal mit der „Melody“ von Myroslav Skoryk versuchen. Es muss nicht immer die „Air“ von Bach sein oder das „Da da da daaa“ einer Schicksalssinfonie.

Zielgruppen

Die NOLs verstehen sich als digitale Bildungsressourcen. Hier kann sich der Nutzer umfassend in die Klangwelten der klassischen Musik, des Jazz, der Weltmusik und in den Kosmos der Literaturgeschichte(n) in Form von Hörbüchern eintauchen und auf Entdeckungsreise gehen.

Als Zielgruppe lassen sich bei öffentlichen Bibliotheken die vorhandenen Bibliotheksmitglieder definieren, aber auch darüber hinaus bieten die NOLs den Anreiz für bisherige Nichtmitglieder sich nun für einen Bibliotheksausweis begeistern zu lassen.

An nahezu jedem Ort, in jeder Stadt und jedem Landkreis gibt es Musikbegeisterte oder solche, die es werden könnten. Auch in den Schulen und Musikschulen, in Chören und Orchestern lässt sich das Klientel finden, um die Erwerbung der Module auf Bibliotheksseite zu rechtfertigen. Ein persönliches Abonnement kommt für viele nicht in Frage, weil man das zur Verfügung stehende Geld bereits für diverse andere Abonnements ausgeschöpft hat. So ist der in der Regel kostengünstige Bibliotheksausweis eine willkommene Gelegenheit und die Eintrittskarte in weitere spannende digitale Bildungswelten einzutauchen, für alle Bevölkerungsschichten und Personen jeden Alters, unabhängig vom Bildungsgrad.

Zugangswege

Die einfache, schnelle und vor allem fehlerfrei funktionierende Nutzerauthentifizierung ist eine Grundvoraussetzung für jede E-Ressource und natürlich auch bei den NOLs gewährleistet. Mit verschiedenen Verfahren (z.B. IP-Authentifizierung, EZproxy, Referring URL, E-Medienschnittstelle etc.) kann die Zugangsberechtigung eines Nutzers in Sekundenbruchteilen geprüft und grünes Licht gegeben werden. Sollten Unklarheiten darüber bestehen, ob das eigene Bibliothekssystem über eine Schnittstelle mit den NOLs „sprechen“ kann, lohnt sich ein kostenfreier Test.

Neben der Desktop- bzw. Browserversion der einzelnen Naxos-Module gibt es auch kostenfreie Apps für mobile Endgeräte für die Betriebssysteme iOS und Android, erhältlich in den jeweiligen App-Stores. Diese Apps können nur dann genutzt werden, wenn sich der Nutzer einen so genannten „Student Member Account“ innerhalb der institutionellen Benutzerkontos anlegt.

Das funktioniert so: Eine Bibliothek abonniert beispielsweise die Naxos Music Library. Dann erhält die Bibliothek ein institutionelles Benutzerkonto für die NML. Über die Browserversion kann sich nun das einfache Bibliotheksmitglied in die NML einloggen. Unter „Playlists“ besteht die Möglichkeit den eigenen Student Member Account zu registrieren. Es ist gewissermaßen ein persönliches Benutzerkonto innerhalb des Benutzerkontos der Bibliothek. Mit den Angaben, die man dort macht, kann man sich nach Abschluss des Registrierungsprozesses in die NML-App einloggen.

Auf diese benutzerfreundliche Art und Weise kann man die NML überall mithinnehmen und unterwegs nutzen. Mit der Offline-Funktion können Tracks, Alben und Playlists in der App gespeichert werden. So lässt sich Musik unterbrechungsfrei hören, auch wenn eine Internetverbindung gerade mal nicht zur Verfügung steht.

Was ist neu seit Ende 2019?

Das Layout, die Oberfläche, das Design – es wirkt frisch und zeitgemäß. Die oft beschworene ‚Usability‘ (Benutzerfreundlichkeit) hat dazu gewonnen. Die Browserversionen von NML, NMLJ und NMLW sind jetzt responsive, d.h. sie passen sich der Größe des Bildschirms an, mit dem man die Portale nutzt (PC, Laptop, Tablet). Die Schnelligkeit bei der Navigation auf den Seiten ist so wie man es sich nur wünschen kann. Anstatt langer Ladezeiten kann sich der Nutzer sofort auf das Wesentliche konzentrieren: Recherchieren, Hören und Lesen (u.a. Werkbeschreibungen, Texte in Booklets).

Der neue Player ist jetzt in die jeweilige Webseite integriert und kann ganz smart angezeigt und wieder vorborgen werden. Das Abspielen von Einzeltracks oder gesamten Werken auf einem Album ist weiterhin per Auswahl (Häkchen setzen) möglich und dann per Klick auf den Play-Button. Neuerdings kann man auch ohne Vorauswahl auf den Play-Button klicken. Dann werden die Tracks des Albums in der neuen ‚Warteschlange‘ aufgeführt. Zu ihr können weitere Tracks von anderen Alben hinzugefügt werden über das entsprechende Symbol in der Funktionsleiste unter dem Play-Button. Dort befindet sich auch die Möglichkeit Tracks zu einer Playlist hinzuzufügen oder zu favorisieren.

In der NML gibt es zusätzlich zu dem gigantischen und tief erschlossenen Bestand an Alben eine Reihe weiterer interessanter Inhalte, die unter dem Menüpunkt „Materialien“ zu finden sind. Dort gibt es u.a. Einführungen in die wichtigsten musikalischen Epochen, ein Musikwörterbuch, ein Gehörbildungsprogramm und Werkanalysen.

Ein weiteres neues Modul namens Naxos MusicBox wird in Kürze auch in Deutschland verfügbar sein. Es ist ein Angebot zum Kennenlernen von klassischer Musik speziell für Kinder im Alter zwischen 4 bis 12 Jahren. Die wichtigsten Komponisten, Epochen, Musikinstrumente werden in leicht verständlicher Sprache vorgestellt. In sorgfältig kuratierten Playlists werden wichtige Werke zur Gehör gebracht. Kinder können mit ihren Eltern am PC, Tablet oder Smartphone in die Welt der klassischen Musik eintauchen. Eine spezielle Version gibt es für Schulen. Bei dieser gibt es eine Schüler- und eine Lehrerebene. Letztere beinhaltet speziellen Anleitungen für Unterrichtseinheiten.

Abonnementsmodelle

Institutionen können die NOLs im Rahmen von Jahresabonnements beziehen. Es spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, die die Kosten beeinflussen können. Empfehlenswert ist die Erörterung der Parameter mit einem Repräsentanten von Naxos, um die sinnvollste Konstellation für die eigene Bibliothek zu ermitteln.

Fazit

Alles in allem sind die Naxos Online Libraries für Musik- und Hörbuchfreunde hochspannende Webportale. Standard- und Nischenrepertoires bieten eine schier unendliche Landschaft mit Inhalten, die zum (Wieder-) Entdecken einladen. Hier kann ein kostenfreier Testzugang für mindestens 30 Tage beantragt werden.